Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 35mm f2.8

 

Deutsche Textversion / 

English Translation (sorry for errors, no native english speaker)

 

 

Bei uns hier in Europa führen die Kameras und Objektive von Tokyo Kogaku (Topcon) eher ein Schattendasein und blieben weitgehend unbekannt.

 

Dies ist insoweit erstaunlich, da die Innovationskraft und Fertigungsqualität allerhöchsten Ansprüchen genügte (unter anderem wählte die US-Navy die Topcon-Kameras und Objektive nach einem ausgiebigen Vergleich mit den zeitgenössischen Nikon-Produkten zur Verwendung aus - aufgrund der besseren optischen Qualitäten und der robusteren Verarbeitung).

Vor allem die 1962 auf der Photokina erschienene Topcon RE Super war ein Meilenstein des Kamerabaus, denn sie war die erste Kamera mit TTL (Trough the lens)-Belichtungsmessung.

 

Auch die komplette RE Auto-Topcor-Objektivlinie war zu ihrer Zeit "top notch". Vom Weitwinkel bis zum Super-Teleobjektiv waren alle Brennweiten vorhanden, und dies in hervorragender Verarbeitung und optisch zu ihrer Zeit absolute Spitzenklasse.

 

Aus dieser Objektivlinie möchte ich hier das

 

Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 35mm f2.8

 

ausgiebig vorstellen.

 

Einige technische Daten:

 

- Länge: 56mm

- Gewicht: 230g

- Optisches System: 7 Linsen in 5 Gruppen

- Blende: von f2.8 bis f22 mit Clicks in halben Blendenstufen, 6 Blendenlamellen

- Naheinstellgrenze: 23cm

- Frontgewindedurchmesser: 49mm 

- Erscheinungsjahr: 1963

 

Und so sieht das gute Stück aus:

 

 

Here in Europe, the cameras and lenses from  Tokyo Kogaku (Topcon) lead  a rather shadowy existence and remain largely unknown.

 

This is astonishing, as the innovative strength and manufacturing quality met the highest standards (among other things, the US Navy selected the Topcon cameras and lenses for use after an extensive comparison with contemporary Nikon products - due to their better optical qualities and more robust workmanship ).

Above all, the Topcon RE Super, which was released at Photokina in 1962, was a milestone in camera construction because it was the first camera with TTL (through the lens) exposure metering.

 

The entire RE Auto-Topcor lens line was also “top notch” in its day. From wide angle to super telephoto lenses, all focal lengths were available, with excellent workmanship and optically absolutely top class for their time.

 

From this line of lenses, this is what I want here

 

Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 35mm f2.8

 

introduce extensively.

 

Some technical data:

 

- Length: 56mm

- Weight: 230g

- Optical system: 7 lenses in 5 groups

- Aperture: from f2.8 to f22 with half-stop clicks, 6 aperture blades

- Minimum focus distance: 23cm

- Front diameter: 49mm 

- Year of publication: 1963

 

And this is what the good piece looks like:

 

 

Die Topcon RE-Kameras benutzten eine Modifikation des Exakta-Bajonetts.

Die Verriegelung ist Exakta-typisch, jedoch gibt es zusätzliche Pins zur Datenübertragung.

 

The Topcon RE cameras used a modification of the Exakta bayonet.

The locking is typical for Exakta, but there are additional pins for data transmission.

 

 

Typischerweise passen die meisten erhältlichen Exakta-Adapter problemlos (z.B. Exakta auf Sony E-Mount). Lediglich bei den extrem flachen Adaptern wie z.B. Exakta auf Canon EF kann es Probleme geben, hier können die zusätzlichen Pins das Ansetzen verhindern.

 

Ich adaptiere die Topcon-Objektive mittels eines von einem Fotokollegen gebauten Helicoid-Adapters. Dieser besteht aus einem abgedrehten  handelsüblichen Exakta-Adapter, der mit einem zusätzlichen M42-Helicoid verheiratet wurde und einem dünnen M42 auf Sony-E-Mount-Rückteil.

 

Und so sieht das Objektiv fertig adaptiert an eine der Testkameras aus:

 

Typically, most available Exakta adapters fit without any problems (e.g. Exakta to Sony E-Mount). Problems can only arise with the extremely flat adapters such as Exakta to Canon EF, where the additional pins can prevent attachment.

 

I adapt the Topcon lenses using a helicoid adapter built by a photo colleague. This consists of a  commercially available Exakta adapter shortened with a lathe that was married to an additional M42 helicoid and a thin M42 on a Sony E-mount back.

 

And this is what the lens looks like when fully adapted to one of the test cameras:

 

 

Die Kombination aus Objektiv, Adapter und Kamera bleibt verhältnismäßig kompakt, ist aber etwas länger als mit einem Normalobjektiv.

 

Das Objektiv selbst hat die 6 Jahrzehnte sehr gut überdauert und sieht fast "wie neu" aus,

auch die Fokussierung läuft noch seidenweich und der Blendenring klackt satt in seine Positionen.

 

Kameras für "meine" Bilder dieses Tests waren die Sony Alpha 7III (Kleinbildformat, 24MP) und die Sony Alpha 7RIII (Kleinbildformat, 42MP).

Die analytischen Bilder zur Bildschärfe  sind alle mit der Sony Alpha 7RIII entstanden.

Die jeweils verwendete Kamera steht in den Bildunterschriften.

 

Ich freue mich sehr, dass mir eine guter Foto-Freund, Dr. Kolio Raltchev, für diesen Test viele seiner tollen Aufnahmen auf Analog-Film mit der Topcon Super DM zur Verfügung gestellt hat. Sie ergänzen meine Bilder perfekt und erweitern den Test auf sein ursprüngliches Medium, worüber ich mich sehr freue.

 

Die jeweiligen Bildunterschriften zeigen euch genau, von wem die Bilder stammen und auf welchem "Medium" die Bilder entstanden sind.

 

The combination of lens, adapter and camera remains relatively compact, but is slightly longer than with a normal lens.

 

The lens itself has survived the 6 decades very well and looks almost "like new",

Focusing is also silky smooth and the aperture ring clicks into place.

 

The cameras for "my" images in this test were the Sony Alpha 7III (35mm format, 24MP) and the Sony Alpha 7RIII (35mm format, 42MP).

The analytical images for image sharpness were taken with the Sony Alpha 7RIII.

The camera used is stated in the captions.

 

I am very happy that my good photography friend, Dr. Kolio Raltchev, shared many of his great shots on analogue film with the Topcon Super DM for this test with me (and you). They complement my images perfectly and extend the test to its original medium, which I'm very happy about.

 

 

The respective captions show you exactly who the pictures come from and on which “medium” the pictures were taken.

 

Bildschärfe / Sharpness

Wie in all meinen Tests beginne ich direkt mit dem für viele wichtigsten Kriterium :

Der Bildschärfe.

Hierzu habe ich ein Testmotiv gewählt, bei dem sowohl der gewählte Fokuspunkt im Bildzentrum (das Haus in der vorderen Reihe links der nach oben führenden Straße) als auch die rechte obere Bildecke in einer Fokusebene liegen.

 

Man sieht die auf dem Blendenring aufgedruckten Blendenstufen in der Reihenfolge 

f2.8 - f4 - f5.6 - f8 - f11 :

 

As in all my tests, I start directly with what many consider to be the most important criterion:

The sharpness of the image.

To do this, I chose a test motif in which both the selected focus point in the center of the image (the house in the front row to the left of the street leading up) and the upper right corner of the image lie in one focal plane.

 

You can see the aperture levels printed on the aperture ring in order 

f2.8 - f4 - f5.6 - f8 - f11 :

 

 

Auffällig in den Gesamtbildern ist die starke Vignettierung bei Offenblende f2.8, die Bildecken sind stark abgedunkelt.

Bei f4 gibt es hier bereits eine sehr deutliche Verbesserung, aber erst bei f5.6 ist die Vignette komplett verschwunden.

 

Zur genauen Schärfebeurteilung habe ich 100%-Vergrößerungen am Fokuspunkt in der Bildmitte erstellt:

 

What is noticeable in the overall images is the strong vignetting at open aperture f2.8, the corners of the image are heavily darkened.

At f4 there is already a very clear improvement, but it is only at f5.6 that the vignette completely disappears.

 

To accurately assess sharpness, I created 100% enlargements at the focus point in the center of the image:

 

 

Bei f2.8 ist die Schärfe in der Bildmitte auf sehr gutem Niveau, die Kontraste sind noch steigerungsfähig und man findet ganz leichte Überstrahlungen.

Ab f4 bis f11 ist die Schärfe ausgezeichnet, auch die Kontraste sind dann voll da.

 

At f2.8, the sharpness in the center of the image is at a very good level, the contrast can still be improved and there is very slight blooming.

From f4 to f11 the sharpness is excellent and the contrast is also there.

 

 

In der Bildecke sieht die Bewertung folgendermaßen aus:

 

Bei f2.8 überlagern die Vignette und die sphärische Aberration noch total die ohnehin schwache Grundschärfe.

Bei f 4 und f5.6 steigert sich Schärfe jeweils sichtbar, und auch die Vignette wird deutlich weniger.

Bei f8 sind die Vignette sowie der Glow verschwunden. Die Schärfe verbessert außer bei den äußersten ca. 200PX auf sehr gutes Niveau

Bei f11 wird das beste Niveau erreicht, aber auch hier verbleiben die letzten 200PX auf schwächerem Niveau als der Rest. 

 

Bei allen Vergrößerungen aus der Ecke sind minimale Spuren von lateralen chromatischen Aberrationen zu erkennen, z.B. an den Fensterrahmen - diese sind per 1-Click-Lösung in der Bildbearbeitung komplett entfernbar.

 

 

Zusammenfassend kann man sagen:

Bereits bei Offenblende f2.8 ist das Objektiv im erweiterten Bildzentrum sehr scharf, ab f4 hervorragend.

Randscharf ist es ab f5.6,

die beste Eckschärfe wird erst bei f11 erreicht.

In der fotografischen Praxis habe ich bei allen Bildern mit f8 und f11 sehr scharfe Aufnahmen über das komplette Bildfeld erhalten.

 

 

In the corner of the picture the rating looks like this:

 

At f2.8, the vignette and spherical aberration completely overshadow the already weak basic sharpness.

At f 4 and f5.6, the sharpness increases visibly, and the vignette also becomes significantly less.

At f8 the vignette and the glow have disappeared. The sharpness improves to a very good level except for the outermost ones around 200PX

The best level is reached at f11, but here too the last 200PX remain at a weaker level than the rest. 

 

With all enlargements from the corner, minimal traces of lateral chromatic aberrations can be seen, for example on the window frames - these can be completely removed using a 1-click solution in image processing.

 

 

Summary, one can say:

Even at f2.8 the lens is very sharp in the extended image center, and excellent from f4 onwards.

It is sharp at the edges from f5.6,

The best corner sharpness is only achieved at f11.

In photographic practice, I received very sharp images across the entire image field with all images taken at f8 and f11.

 

Portraits

Ich habe das Topcor 35mm f2.8 häufig für Weitwinkel-Portraits genutzt.

Hierbei ist mir vor allem das Einbinden der Personen in den örtlichen Kontext wichtig -

es geht also nicht um Headshots mit möglichst weichem Hintergrund.

 

Hier überzeugt das Topcor mit seiner sehr guten Schärfe bei Offenblende am Fokuspunkt,

und das interessante Bokeh mit Swirl sorgt für Konzentration auf die Bildmitte.

 

In meinen Augen ist das Topcor bei solchen Bildern voll in seinem Element und mir gefallen die Ergebnisse sehr gut.

 

I used the Topcor 35mm f2.8 a lot for wide-angle portraits.

What is particularly important to me is integrating people into the local context -

So it's not about headshots with the softest possible background.

 

Here the Topcor impresses with its very good sharpness at the focal point when the aperture is open,

and the interesting bokeh with swirl ensures concentration on the center of the image.

 

In my opinion, the Topcor is completely in its element with such images and I really like the results.

 

Rendering & Bokeh

Wenn es um das Hintergrundrendering geht, gibt es immer viele gegensätzliche Meinungen. 

Denn ob einem die Darstellung eines Objektives gefällt, ist halt einfach Geschmackssache.

 

Der Eine möchte alles butterweich aufgelöst haben, der Andere mag es busy mit viel Outlining und Strukturen und/oder Swirl (und natürlich gibt es ganz viel zwischen diesen Extremen in der Mitte)...

 

Bei den älteren 35mm-Objektiven, zu welcher Gruppe das Topcor gehört, ist das Bokeh von weich und unaufgeregt meist noch weit entfernt.

Die Retrofokus-Objektivkonstruktionen steckten schließlich noch in den Kinderschuhen, und beim Design standen mit Sicherheit andere Kriterien wie Schärfe, Verzeichnung und Farbfehler im Vordergrund und waren einfach wichtiger als eine weiche Hintergrundgestaltung.

 

Das Topcor 35mm f2.8 hat in meinen Augen ein für ein 35mm-Objektiv sehr interessantes Rendering. Die Hintergründe werden meist relativ weich und flächig aufgelöst, störende Strukturen gibt es aber bei großen Lichtkontrasten und auffälligen Highlights. Dann neigt es gerne auch zur Bubble-Bildung mit Catseyes am Rand und deutlichem Swirl.

 

Vergleiche sind was das Bokeh angeht immer schwierig - zu viele Faktoren spielen hier eine Rolle.

Aber das Rendering des Topcor erinnert mich hier (aus eigener Erfahrung) stark an andere frühe Retrofokuskonstruktionen wie das Flektogon 35mm f2.8 von Carl Zeiss Jena und die relativ zeitgleich erschienene erste Version des Leica Elmarit-R 35mm f2.8.

Die folgende Reihe zeigt die Entwicklung der Hintergrundunschärfe beim Abblenden.
Der Fokus lag auf der Schraube rechts im Bild, Distanz zu dieser war ungefähr ein Meter.

Die Blendenwerte sind f2.8 - f4 - f5.6 - f8:

 

 

When it comes to background rendering, there are always many conflicting opinions. 

Because whether you like the way a lens looks is simply a matter of taste.

 

Some people want everything to be resolved as smooth as butter, others like it busy with a lot of outlining and structures and/or swirl (and of course there is a lot in the middle between these extremes)...

 

With the older 35mm lenses, to which the Topcor belongs, the bokeh is usually a long way from being soft and calm.

After all, retrofocus lens designs were still in their infancy, and the design certainly focused on other criteria such as sharpness, distortion and chromatic aberration and were simply more important than smooth background rendering.

 

In my opinion, the Topcor 35mm f2.8 has a very interesting rendering for a 35mm lens. The backgrounds are usually relatively soft and flat, but there are disturbing structures with large light contrasts and conspicuous highlights. Then it tends to form bubbles with catseyes at the edge and a clear swirl.

 

Comparisons are always difficult when it comes to bokeh - too many factors play a role here.

But the rendering of the Topcor reminds me (from personal experience) strongly of other early retrofocus designs such as the Flektogon 35mm f2.8 from Carl Zeiss Jena and the first version of the Leica Elmarit-R 35mm f2.8, which was released at relatively the same time.

The following series shows the evolution of background blur when stopping down.
The focus was on the screw on the right in the picture, the distance to it was about one meter.

The aperture values are f2.8 - f4 - f5.6 - f8:

 

 

Die folgende Reihe von 4 Bildern zeigt euch sehr schön die Entwicklung des Hintergrundrenderings bei immer größer werdender Fokusdistanz.

 

The following series of 4 images shows you very nicely the development of the background rendering as the focus distance increases.

 

 

Interessant am Topcor ist, was man in den obigen 4 Bildern schon sehen konnte,

in den folgenden beiden Beispielbildern aber noch deutlicher zum tragen kommt:

Das Vordergrundbokeh ist deutlich weicher und unstrukturierter als das Hintergrundbokeh:

 

What's interesting about the Topcor is what you could already see in the four pictures above,

but this is even more evident in the following two example images:

The foreground bokeh is significantly softer and less structured than the background bokeh:

 

Bokeh im Nahbereich / Close distance Bokeh

Sehr schön am Topcor 35mm f2.8 ist die von Hause aus sehr gute Naheinstellgrenze von 23cm.

Damit kann man schon sehr nah ans Motiv ran.

Die Schärfe ist auf solche kurzen Distanzen am Fokuspunkt sehr gut, es ist keinerlei Einbruch festzustellen.

Das Rendering ist ziemlich unruhig - aber auch nicht ungefällig.

Die Hintergrundhighlights sind nur in der Bildmitte kreisrund und flachen immer weiter ab zu den Rändern hin. Hierbei ist die innere Seite immer sichtbar begrenzter als die äußere Seite.

Und die Tendenz zu Catseyes ist sehr deutlich, und das nicht nur in den Bildecken.

 

What's very nice about the Topcor 35mm f2.8 is its very good close focusing distance of 23cm.

This allows you to get very close to the subject.

The sharpness is very good at such short distances at the focus point, and there is no noticeable dip.

The rendering is quite busy - but not unremarkable either.

The background highlights are only circular in the middle of the image and continue to flatten towards the edges. The inner side is always visibly more limited than the outer side.

And the tendency towards catseyes is very clear, and not just in the corners of the picture.

 

 

Wenn man dann noch den zusätzlichen Helicoid-Adapter ins Spiel bringt, kommt man wirklich sehr nahe ans Motiv heran. Auch unterhalb der eigentlichen Rechnung bleibt die Bildschärfe gut.

 

Hier 3 Beispielpaare - jeweils ohne und mit zusätzlichem Helicoid-Auszug:

 

If you then bring the additional helicoid adapter into play, you can get really close to the subject. The image sharpness remains good even below the actual calculation.

 

Here are 3 example pairs - each without and with an additional helicoid extension:

 

Bildserie: Schnelle Steine / Picture Series: Fast Bricks

Zur Thematik "Rendering im Nahbereich" passend habe ich noch eine kleine Spielerei von zuhause für euch, nämlich einige Detail- und Bokeh-Fotos von einem Lego Ferrari 512M. Keine besondere Lichtsetzung, einfach available light durch ein Fenster. Das Topcor 35mm f2.8 liefert auf solche kurze Distanzen erstklassig ab. Die Schärfe am Fokuspunkt ist sehr gut, und das Bokeh in meinen Augen auch.

 

In keeping with the topic of “close-up rendering”, I have a little game from home for you, namely some detail and bokeh photos of a Lego Ferrari 512M. No special lighting, just available light through a window. The Topcor 35mm f2.8 delivers first-class performance at such short distances. The sharpness at the focus point is very good, and so is the bokeh in my eyes.

 

Bildserie / Picture Series by Dr. Kolio Raltchev: Analogue Adventures

Ich freue mich sehr, euch hier auch analoge Fotos präsentieren zu können, die mein Fotokollege Dr. Kolio Raltchev  mit der Topcon Super DM und dem Topcor 35mm f2.8 gemacht hat.

 

Die Farbfotos sind in Bulgarien entstanden - hier mit dem Kodak Ektar 100:

 

I am very pleased to be able to present you analogue photos here, taken by my photo colleague Dr. Kolio Raltchev took with the Topcon Super DM and the Topcor 35mm f2.8.

 

The color photos were taken in Bulgaria - here with the Kodak Ektar 100:

 

 

Hier kam der Cinestill 800T zum Einsatz:

 

The Cinestill 800T was used here:

 

 

Und eine weitere größere Serie stammt aus dem letzten Winter,  Film war der Agfa APX 100:

 

And another larger series comes from last winter, film was the Agfa APX 100:

 

Rendering auf mittlere und weitere Distanz / mid- and far-distance rendering

Auf mittlere und weitere Distanzen ist die Freistellfähigkeit des Topcors auch bei Offenblende f2.8 natürlich begrenzt. Trotzdem hat man eine schöne Separierung und mit dem deutlichen Swirl ein sehr charakteristisches Rendering. Es gibt sichtbares Outlining und zu den Eckbereichen hin wird die Zeichnung dann zunehmend hektisch und strukturiert. "Busy bokeh" at it's best!

 

At medium and further distances, the Topcor's ability to isolate the motif is of course limited, even at open aperture f2.8. Nevertheless, there is a nice separation and a very characteristic rendering with the clear swirl. There is visible outlining and towards the corner areas the drawing becomes increasingly hectic and structured. "Busy bokeh" at it's best!

 

Verzeichnung / Distortion

Was die Verzeichnung angeht, ist das Topcor RE Auto-Topcor 35mm f2.8 außergewöhnlich gut.

Eine minimale tonnenförmige Verzeichnung in den Randbereichen ohne Schnurrbart, wirklich für ein 35mm-Objektiv kaum der Rede wert und "bei Bedarf" ohne Qualitätsverlust in der Bildbearbeitung zu korrigieren.

 

When it comes to distortion, the Topcor RE Auto-Topcor 35mm f2.8 is exceptionally good.

A minimal barrel-shaped distortion in the edge areas without a mustache, hardly worth mentioning for a 35mm lens and can be corrected "if necessary" without loss of quality in image processing.

 

Bildserie: Die Alschbacher Runde an einem tollen Sommerabend / Picture series: "Alschbach-Trail" on a sunny august evening

Was gibt es herrlicheres an einem heißen Hochsommertag als in den "kühlen" Wald abzutauchen und trotzdem  die durchflutende Sonne zu genießen?

Die Alschbacher Runde bietet sich hierzu besonders an - und das Topcor zaubert wirklich wunderbare Bilder in diesen Lichtstimmungen.

Sehr scharf mit malerischem Bokeh bei Detailaufnahmen und sehr scharf abgeblendet bei den Landschaftsbildern über das komplette Bild, dazu schöne Flares - was will man mehr?

 

What could be more wonderful on a hot midsummer day than diving into the "cool" forest and still enjoying the sunshine?

The Alschbacher Runde is particularly suitable for this - and the Topcor really conjures up wonderful images in these lighting moods.

Very sharp with picturesque bokeh in the "details" shots and very sharply stopped down in the landscape images over the entire frame, plus beautiful flares - what more could you want?

 

Farbfehler / Chromatic Aberrations

Chromatische Aberrationen sind kein Problem mit dem Topcor 35mm f2.8,

sie sind nie wirklich störend.

 

Zu den lateralen chromatischen Aberrationen hatte ich ja im Schärfekapitel schon geschrieben, dass sie minimal sind und mit einem Click entfernbar.

 

Die longitudinalen chromatischen Aberrationen (LoCA's) sind ebenfalls nur sehr sehr schwach in Extremsituationen zu finden.

Hier das Chromösen-Testbild mit den Vergrößerungen von vor und hinter der Schärfeebene:

 

Chromatic aberrations are not a problem with the Topcor 35mm f2.8,

they are never really annoying.

 

I already wrote about lateral chromatic aberrations in the sharpness chapter that they are minimal and can be removed with a click.

 

The longitudinal chromatic aberrations (LoCA's) are also only found very weakly in extreme situations.

Here is the chromeoose test image with the enlargements of in front of and behind the focus plane:

 

 

Man findet vor der Schärfeebene einen Hauch von magenta und hinter der Schärfeebene ganz leichtes grünes Bokeh-Fringing. Purple Fringing am Schärfepunkt ist kein Thema.

 

In "Real-World"-Bildern ist manchmal minimales grünes Bokeh-Fringing zu sehen, alle anderen Farbfehler sind nicht erwähnenswert.

 

There is a touch of magenta in front of the focus plane and very slight green bokeh fringing behind the focus plane. Purple fringing at the focus point is not an issue.

 

In "real-world" images, minimal green bokeh fringing can sometimes be seen, all other color errors are not worth mentioning.

 

Bildserie von Dr. Kolio Raltchev: Pilzzeit / Picture series by Dr. Kolio Raltchev: Mushroom time!

Auch Dr. Kolio Raltchev benutzt die Topcor-Objektive gerne adaptiert an die Sony Alpha 7III - 

hier nimmt er uns mit auf einen Ausflug in den Wald zur Pilzzeit.  Das Bokeh des Topcor kommt hier besonders zur Geltung: 

 

Dr. Kolio Raltchev  also enjoys to use the Topcor lenses adapted to the Sony Alpha 7III - 

Here he takes us on a trip to the forest during mushroom season. The bokeh of the Topcor is particularly effective here: 

 

Bildserie: Frühling in der "Klingenklamm" / Picture series: Spring in the "Klingenklamm"

Im April genossen wir einen schönen frühen Frühlingsnachmittag in der Biosphäre Bliesgau,

genauer gesagt in der "Klingenklamm" in Blickweiler. Dort führt ein schöner Wanderweg entlang dieses Taleinschnittes über Stock und Stein. Und auch in diesen kontrastreichen Szenen kann das Topcor absolut überzeugen.

 

In April we enjoyed a beautiful early spring afternoon in the Bliesgau Biosphere,

more precisely in the “Klingenklamm” in Blickweiler. There is a beautiful hiking trail that leads along this valley cut over hill and dale. And the Topcor is also absolutely convincing in these high-contrast scenes.

 

Verhalten im Gegenlicht / Flares and Ghosts

Kurz und knapp: Nach heutigen Gesichtspunkten ist das Topcor RE Auto-Topcor 35mm f2.8 ein gegenlichtempfindliches Objektiv.

Egal ob bei Offenblende oder abgeblendet, man kann sich alle möglichen Arten von Flares und Ghosts einhandeln.

Hier einige Beispiele dafür, dass man das Flare-Verhalten deutlich beeinflussen kann durch geringes umkomponieren:

 

In short: From today's perspective, the Topcor RE Auto-Topcor 35mm f2.8 is a backlight-sensitive lens.

Regardless of whether the aperture is wide open or stopped down, you can get all kinds of flares and ghosts.

Here are some examples of how you can significantly influence the flare behavior by slightly recomposing:

 

 

Wie man vor allem im letzten Beispiel-Drilling sieht, kann man große Ringflares provozieren.

Natürlich ist dies ein großer Bildfehler - aber einer, den man schön zur Gestaltung nutzen kann.

Ich finde die Flares des Topcor generell "schön", es lohnt sich damit zu spielen:

 

As you can see especially in the last example-triplet, you can provoke large ring flares.

Of course, this is a major image error - but one that can be used beautifully for design purposes.

I generally find the flares of the Topcor "beautiful" and they are worth playing with:

 

 

Hier ein Beispielpaar, bei dem ich beim zweiten Bild das Motiv, die Wandermarkierungen, bewusst mit dem Ringflare umrandet habe:

 

Here is an example pair in which I deliberately surrounded the motif, the hiking markings, with the ring flare in the second image:

 

 

Und zum Abschluss ein Bild, bei dem die Flares einfach das Bild ruinieren:

 

And finally a picture where the flares simply ruin the picture:

 

 

Wie so oft gilt mit dem Topcor einfach der gute Grundsatz, es nicht zu übertreiben.

Es ist weit entfernt von einer "Vampirlinse", aber es zeigt deutliche Schwächen gegen die Sonne.

Mir gefallen die entstehenden Flares , man kann schön mit ihnen spielen und sie in die Bildkomposition einbeziehen. Aber in diesem Kapitel sind wir von der Leistung heutiger Objektive weit entfernt.

 

As is often the case: with the Topcor, the good principle is not to overdo it.

It's far from a "vampire lens," but it shows significant weaknesses against the sun.

I like the resulting flares, you can play with them and incorporate them into the composition of the image. But in this chapter we are a long way from the performance of today's lenses.

 

Mein Fazit / Conclusion

Das Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 35mm f2.8 ist ein in vielen messbaren Kriterien sehr gutes 35mm-Objektiv mit für seine Entstehungszeit erstaunlich wenigen Schwächen.

 

Immerhin gehört es zur ersten Generation der Retrofokus-Objektiv-Konstruktionen, bei der viele andere namhafte Hersteller noch größere Schwierigkeiten mit dem Design solcher Optiken hatten.

 

Ich fasse die objektiv messbaren Ergebnisse nochmal zusammen:

Sehr gute Schärfe im erweiterten Bildzentrum ab Offenblende, ab f4 sogar hervorragend - und dies auf alle Fokusdistanzen. Randscharf ist es bei f5.6, und gute Schärfe über das komplette Bild hat man bei f8 und f11 - leider verbleiben die äußersten 200 Pixel in den Ecken etwas schwächer.

Die Vignette ist bei f2.8 stark, bei f4 deutlich verbessert und bei f5.6 verschwunden.

Die Verzeichnung ist außergewöhnlich gering für ein 35mm-Objektiv.

Chromatische Aberrationen sind kein Problem.

Es ist erwartungsgemäß für ein 60 Jahre altes Objektiv gegenlichtempfindlich.

 

Für mich gehört zur Bewertung aber auch mein subjektives "Feeling" mit dem Objektiv.

Ich habe selten mit einem 35mm-Objektiv so gerne fotografiert wie mit dem Topcor.

Sein (zugegeben charakteristisches und gewöhnungsbedürftiges) Rendering spricht mich sehr an - 

das Bokeh ist "klassisch" mit all seinen Stärken und Schwächen.

Weitwinkel-Portraits mit dem Auto-Topcor sind nicht nur scharf, sondern haben "das gewisse Etwas" -das Rendering des Objektives trägt in meinen Augen positiv zum Bildeindruck bei, unter anderem auch mit seinem Swirl, der den Blick aufs Motiv konzentriert.

Abgeblendet bei Landschaftsaufnahmen ist das Objektiv nicht nur scharf, sondern es hat "natürliche Kontraste", die nicht so beißend ausfallen wie bei manchen modernen Objektiven.

Kurzum, ich genieße es sehr, mit dem Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 35mm f2.8 zu fotografieren.

Die Bildergebnisse passen, und das Objektiv sieht an der Kamera gut aus und fühlt sich auch genau so an.

 

Noch einmal ausdrücklich bedanken möchte ich mich bei Dr. Kolio Raltchev für deine tollen Fotos, die den Test bereichern!

 

Ich freue mich auf eure Meinungen und Anmerkungen zu Objektiv und Test im Kommentarbereich unterhalb der nun folgenden abschließenden Bildergalerie.

 

 

The Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 35mm f2.8 is a very good 35mm lens in many measurable criteria with surprisingly few weaknesses considering the time it was created.

 

After all, it belongs to the first generation of retrofocus lens designs, where many other well-known manufacturers had even greater difficulties with the design of such optics.

 

I will summarize the objectively measurable results again:

Very good sharpness in the extended image center from open aperture, even excellent from f4 - and this at all focus distances. It is sharp at the edges at f5.6, and there is good sharpness across the entire image at f8 and f11 - unfortunately the outermost 200 pixels in the corners remain a little weaker.

The vignette is strong at f2.8, significantly improved at f4 and disappears at f5.6.

Distortion is exceptionally low for a 35mm lens.

Chromatic aberrations are not a problem.

It is backlight sensitive as expected for a 60 year old lens.

 

For me, the evaluation also includes my subjective “feeling” with the lens.

I have rarely enjoyed taking photos with a 35mm lens as much as I did with the Topcor.

Its rendering (admittedly characteristic and takes some getting used to) really appeals to me - 

the bokeh is "classic" with all its strengths and weaknesses.

Wide-angle portraits with the Auto-Topcor are not only sharp, but also have "that certain something" - in my opinion, the rendering of the lens contributes positively to the image impression, including with its swirl, which concentrates the view on the subject.

When stopped down for landscape shots, the lens is not only sharp, but it has "natural contrasts" that are not as "overcrispy" as some modern lenses.

In short, I really enjoy shooting with the Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 35mm f2.8.

The image results are accurate and the lens looks and feels good on the camera.

 

I would like to express my thanks once again to Dr. Kolio Raltchev for your great photos that enrich the test!

 

I look forward to your opinions and comments about the lens and test in the comments section below the final picture gallery that follows.

 

Andere Objektivtests im Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor-System:

 

Other lens reviews of the Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor-System:

 

- Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 20mm f4

Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 25mm f3.5

- Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 58mm f1.4

- Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 100mm f2.8

- Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 135mm f3.5

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Rudolf (aka rudolfo4) (Freitag, 15 September 2023 12:14)

    Hallo Niko,
    wie schon bei den anderen Berichten von Dir:
    Großes Lob, verdammt gute Arbeit.
    Freue immer wieder auf weitere Tests von Dir.
    Topcon hatte auch zu dieser Zeit sehr gute Kameras - schau evtl. mal beim Deutschen Kameramuseum vorbei ;-)
    Kurt (Tauber) hat da z.B. bekommen können:
    https://kameramuseum.de/objekte/topcon-super-dm-mit-profi-motor/
    https://kameramuseum.de/objekte/topcon-super-dm-mit-auto-winder-und-tele/
    Übrigens: Wenn Du mal in der Gegend bist - immer einen Besuch wert!
    LG vom linken Niederrhein ins Saarland
    Rudolf

  • #2

    H. Fritz (Sonntag, 22 September 2024 11:36)

    Hallo Herr Burgard,
    Ihre Topcon-Tests sind richtig toll. Seit ich ein Topcon-Objektiv ergattern konnte suche ich nach so einem Helicoid-Adapter wie oben beschrieben.
    Wie komme ich an so ein Teil?
    Grüße H. Fritz