Rodenstock Retina Eurygon 30mm f2.8

Deutsche Textversion / 

English Translation (sorry for errors, no native english speaker)

 

 

Die Firma Rodenstock ist bis heute einer der renommiertesten Optikkonzerne weltweit.

Dort wurden und werden bis heute hochwertige und hochpreisige Fachobjektive gefertigt,

hauptsächlich für größere Bildformate.

 

Wenig bekannt hingegen ist, dass Rodenstock auch für eine kurze Periode seiner Firmengeschichte ab Mitte der 1950er Jahre eine Objektivreihe für damalige Kleinbildkamerasysteme hergestellt hat. (Davor und danach hat man für Kleinbild nur vereinzelte, oft spezialisierte Objektive angeboten wie zum Beispiel das Imagon.)

 Neben Objektiven für die Wirgin Edixa Reflex und die Ihagee Exakta baute man damals Objektive für die Kodak Retina Reflex mit DKL-(Deckel-) Anschluß.

 

Zu diesen gehört das 

 

Rodenstock Retina-Eurygon 30mm f2.8,

 

das ich euch in diesem Test ausführlich vorstellen möchte.

 

Gebaut wurde es von 1956-1960, und war damit eines der ersten Weitwinkel-Objektive für Spiegelreflexkameras mit mehr als 35mm Brennweite, und das bei hoher Lichtstärke von f2.8.

 

 

Einige technische Daten:

 

Blende: von f2.8 bis f16, 5 Blendenlamellen

Optisches System: 7 Linsen in 6 Gruppen

Naheinstellgrenze: 90cm

Filtergewinde: 58mm

Länge: 60mm

Gewicht: 260g

 

Und so sieht das schöne Objektiv aus:

 

 

 

 

The Rodenstock company is still one of the most renowned optics companies in the world.

High-quality and high-priced specialist lenses were and are still manufactured there,

mainly for larger image formats.

 

What is little known, however, is that Rodenstock also manufactured a series of lenses for the 35mm camera systems of the time for a short period of its company history from the mid-1950s. (Before and after, only a few, often specialized lenses were offered for 35mm images, such as the Imagon.)

In addition to lenses for the Wirgin Edixa Reflex and the Ihagee Exakta, lenses were also built for the Kodak Retina Reflex with a DKL- (Deckel-) bayonet.

 

One of these lenses is the  

 

Rodenstock Retina-Eurygon 30mm f2.8,

 

which I would like to introduce to you in detail in this test.

 

It was built between 1956 and 1960, making it one of the first wide-angle lenses for SLR cameras with a focal length of more than 35mm and a high aperture of f2.8.

 

 

Some technical data:

 

Aperture: from f2.8 to f16, 5 aperture blades

Optical system: 7 lenses in 6 groups

Closest focusing distance: 90cm

Filter thread: 58mm

Length: 60mm

Weight: 260g

 

And this is what the beautiful lens looks like:

 

Die Adaption eines DKL-Objektives ist nicht so einfach, da der Adapter die sich sonst an der Kamera befindende Blendensteuerung mitbringen muss. Hier gibt es zum Glück viele käufliche Adapter aus China, so dass man nicht selbst basteln muss.

 

Adaptieren kann man das Objektiv auf mehreren Wegen. Der Einfachste wäre ein direkter Adapter DKL auf Sony E-Mount (hier nicht im Bild).

 

Da mich die 90cm (!) Nahgrenze des Objektives massiv stören und einschränken, habe ich die Adaptionsvariante über: DKL-Adapter auf Canon EOS (im Bild in der Mitte zu sehen), dann EOS auf Sony E-Mount HELICOID-(macro focusing-) Adapter gewählt (rechts im Bild). 

 

 

Adapting a DKL lens is not that easy because the adapter has to include the aperture control that is otherwise on the camera. Fortunately, there are many adapters available from China that you can buy, so you don't have to make your own.

 

The lens can be adapted in several ways. The simplest would be a direct DKL to Sony E-Mount adapter (not shown here).

 

Since the 90cm (!) close-up limit of the lens massively bothers me and restricts me, I used the adaptation variant: DKL adapter on Canon EOS (seen in the middle in the picture), then EOS on Sony E-Mount HELICOID (macro focusing) ) Adapter (right in the picture). 

 

 

Dieser Adapter funktioniert wie ein variabler Zwischenring und ermöglicht sowohl Aufnahmen auf unendlich als auch eine deutliche Verringerung der Nahgrenze bis fast in den Makrobereich.

 

Hier seht ihr den Adapter in Unendlich-Position sowie bei maximaler (zusätzlicher) Fokussierung  in den Nahbereich neben dem Objektiv:

This adapter works like a variable intermediate ring and enables recordings to infinity as well as a significant reduction in the close-up limit almost into the macro range.

 

Here you can see the adapter in infinity position and with maximum (additional) focusing in the close range next to the lens:

 

 

Und so sieht das Objektiv fertig adaptiert an eine der Testkameras, hier die Sony Alpha 7RIII, aus.

Eine stimmige, gut in der Hand liegende Kombination, die auch nicht frontlastig ist.

 

And this is what the lens looks like when it has been adapted to one of the test cameras, here the Sony Alpha 7RIII.

A harmonious combination that fits well in the hand and is not front-heavy.

 

 

Das Testobjektiv hat eine fast makellose Optik - keine Kratzer oder Beläge auf den Linsen,

nur auf der Innenseite der Frontlinse der Rückstand eines Putzvorganges eines Vorbesitzers.

Äußerlich hat es einige Benutzungsspuren, aber es ist ja auch nicht gerade jung und wurde offensichtlich gerne und viel benutzt....

 

Die Blendensteuerung ist vom verwendeten Adapter abhängig.

 

Die Fokussierung meines Exemplares ist relativ leichtgängig aber problemlos nutzbar.

 

Kameras für die Bilder dieses Tests waren die Sony Alpha 7III (Kleinbildformat, 24MP) und die Sony Alpha 7RIII (Kleinbildformat, 42MP).

Die analytischen Bilder zur Bildschärfe  sind alle mit der Sony Alpha 7RIII entstanden.

Die jeweils verwendete Kamera steht in den Bildunterschriften.

Alle Bilder sind als raw aufgenommen worden und wurden in Lightroom entwickelt.

 

 

The test lens has almost flawless optics - no scratches or deposits on the lenses,

Only on the inside of the front lens is the residue from a previous owner's cleaning.

On the outside it has some signs of use, but it's not exactly young and has obviously been used a lot...

 

The aperture control depends on the adapter used.

 

The focusing on my copy is relatively smooth but can be used without any problems.

 

The cameras for the images in this test were the Sony Alpha 7III (35mm format, 24MP) and the Sony Alpha 7RIII (35mm format, 42MP).

The analytical images for image sharpness were all taken with the Sony Alpha 7RIII.

The camera used is stated in the captions.

All images were taken in raw format and developed in Lightroom.

 

Bildschärfe /Sharpness

Ich habe an der Sony Alpha 7RIII (42 MP) eine Bildreihe zur Bewertung der Schärfe für euch angefertigt, bei der sowohl das Bildzentrum als auch die Bildecke in einer Schärfeebene liegen.

Fokuspunkt war die Markise des Hauses links der nach oben führenden Straße, das Haus in der rechten oberen Bildecke liegt auf der gleichen Höhe. 

Die Bilder sind im starken Gegenlicht entstanden und dienen nur der Schärfebetrachtung.

 

Die Blendenreihe zeigt die Werte   f2.8 - f4 - f5.6 - f8 - f11

 

I created a series of images using the Sony Alpha 7RIII (42 MP) to evaluate the sharpness, in which both the center of the image and the corner of the image are in the same sharpness plane.

The focal point was the awning of the house to the left of the street leading up, the house in the upper right corner of the picture is at the same height. 

The pictures were taken in strong backlight and are only used for sharpness purposes.

 

The aperture row shows the values f2.8 - f4 - f5.6 - f8 - f11

 

 

Die vom Objektiv verursachte Vignettierung ist bei Offenblende gut sichtbar.

Bei f4  ist sie schon deutlich gemildert,

ab f5.6 unkritisch.

 

Als nächstes folgen 100%-Vergrößerungen aus der Bildmitte vom Fokuspunkt,

in der gleichen Reihenfolge wie oben:

 

The vignetting caused by the lens is clearly visible when the aperture is wide open.

At f4 it is already significantly reduced,

from f5.6 uncritical.

 

Next are 100% enlargements from the center of the image from the focus point,

 

in the same order as above:

 

 

In der Bildmitte ist die Schärfe schon bei Offenblende f2.8 gut. Es gibt noch eine leichte Überstrahlungen und einen Glow aufgrund der sphärischen Aberration.

 

 Ab f4 bis f11 ist die Bildschärfe in der Bildmitte sehr gut.

 

Auch aus der Bildecke habe ich 100%-Vergrößerungen angefertigt:

 

 

The sharpness in the center of the image is good even at an open aperture of f2.8. There is still a slight bloom and glow due to spherical aberration.

 

 From f4 to f11, the image sharpness in the center of the image is very good.

 

 

I also made 100% enlargements of the corner of the image:

 

 

In der äußersten Bildecke (Ca. 500 Pixel) ist die Schärfeleistung nie befriedigend.

Es sind starke laterale chromatische Aberrationen sichtbar, die auch nicht per Häkchen setzen in der Bildbearbeitung entfernt werden können, sie muss man gezielt korrigieren.

 

Etwas weiter innerhalb des Bildes (ich beziehe mich hier auf die Bereiche links des Erkers des gelben Hauses) sieht man die Veränderungen durch Abblenden. Hier gilt folgendes:

 

Bei f2.8 ist das Bild noch weich und von der Vignette stark abgedunkelt,

bei f4 sieht man nur eine minimale Steigerung der Schärfe.

Bei f5.6 ist die  Schärfe in diesem Bildbereich fast gut.

Bei  f8 haben wir  eine gute Schärfe erreicht.

Das Schärfemaximum ist bei f11 auf knapp sehr gutem Niveau erreicht.

 

 

Für eine weit über 60 Jahre altes (zu seiner Zeit Extrem-)  Weitwinkel-Objektiv schlägt sich das Rodenstock Retina-Eurygon 30mm f2.8 sehr ordentlich mit gewissen Einschränkungen.

Im Bildzentrum ist die Schärfe schon ab Offenblende  gut, ab f4 sehr gut.

Einigermaßen randscharf ist es bei f11.

Die äußersten Bildecken werden nie scharf.

Aber die inneren Bildeckbereiche steigern sich beim Abblenden deutlich und erreichen bei f11 ein sehr gutes Niveau. Schade, dass der Schärfekreis nicht die komplette Bildecke umfasst.

Auf analogen Bildern kann ich mir gut vorstellen, dass diese Eckschwäche gar nicht auffällt.

 

 

Bei der folgenden Blendenreihe (Fokus auf dem abgestorbenen Baum links der Bildmitte) kann man gut sehen, dass die Schärfe über weite Bereiche des Bildes wirklich sehr gut wird beim Abblenden, aber selbst bei f8 reicht sie nicht komplett bist zum Bildrand.

f2.8 - f4 - f5.6 - f8:

 

 

In the outermost corner of the image (approx. 500 pixels) the sharpness performance is never satisfactory.

Strong lateral chromatic aberrations are visible, which cannot be removed by checking the box in the  raw-converter -  they must be corrected specifically.

 

A little further into the image (I'm referring to the areas to the left of the bay window of the yellow house) you can see the changes caused by stopping down. The following applies here:

 

At f2.8 the image is still soft and heavily darkened by the vignette,

At f4 you only see a minimal increase in sharpness.

At f5.6 the sharpness in this area of the image is almost good.

At f8 we achieve good sharpness.

The maximum sharpness is reached at f11 at a very good level.

 

 

For a wide-angle lens  (extreme at it's time) that is well over 60 years old, the Rodenstock Retina-Eurygon 30mm f2.8 performs very well with certain limitations.

In the center of the image, the sharpness is good even from open aperture, and very good from f4.

The edges are reasonably sharp at f11.

The outermost corners of the image never get sharp.

But the inner corner areas of the image increase significantly as you stop down and reach a very good level at f11. It's a shame that the focus circle doesn't cover the entire corner of the image.

From analogue pictures I can well imagine that this corner weakness is not noticeable at all.

 

 

At the following aperture row (focus on the dead tree to the left of the center of the image) you can clearly see that the sharpness over large areas of the image becomes really good when stopping down, but even at f8 it doesn't extend completely to the edge of the image.

 

f2.8 - f4 - f5.6 - f8:

 

Rendering & Bokeh

Wenn es um das Hintergrundrendering geht, gibt es immer viele gegensätzliche Meinungen. 

Denn ob einem die Darstellung eines Objektives gefällt, ist halt einfach Geschmackssache.

 

Der Eine möchte alles butterweich aufgelöst haben, der Andere mag es busy mit viel Outlining und Strukturen und/oder Swirl (und natürlich gibt es ganz viel zwischen diesen Extremen in der Mitte)...

 

Bei den ganz frühen,  lichtstarken Weitwinkel-Objektiven, zu welcher Gruppe das Eurygon gehört, ist das Bokeh von weich und unaufgeregt meist noch weit entfernt.

Beim Design standen damals mit Sicherheit andere Kriterien wie Schärfe, Verzeichnung und Farbfehler im Vordergrund und waren einfach wichtiger als eine weiche Hintergrundgestaltung.

 

Das Eurygon hat in meinen Augen ein für ein 30mm-Objektiv sehr interessantes Rendering. Die Hintergründe werden meist relativ weich und flächig aufgelöst, störende Strukturen gibt es aber bei großen Lichtkontrasten und auffälligen Highlights. Dann neigt es gerne auch zur Bubble-Bildung  und sichtbarem Swirl. Besonders ins Auge sticht auch deutliches Outlining.

 

Die folgende Reihe zeigt die Entwicklung der Hintergrundunschärfe beim Abblenden.
Der Fokus lag auf der Schraube rechts im Bild, Distanz zu dieser war ungefähr ein Meter.

Die Blendenwerte sind f2.8 - f4 - f5.6 - f8 - f11:

 

 

When it comes to background rendering, there are always many conflicting opinions. 

Because whether you like the way a lens renders is simply a matter of taste.

 

Some people want everything to be resolved as smooth as butter, others like it busy with a lot of outlining and structures and/or swirl (and of course there is a lot in the middle between these extremes)...

 

With the very early, fast wide-angle lenses, to which the Eurygon belongs, the bokeh is usually far away from being soft and calm.

The design back then certainly focused on other criteria such as sharpness, distortion and color errors and these were simply more important than a soft background design.

 

In my opinion, the Eurygon has a very interesting rendering for a 30mm lens. The backgrounds are usually relatively soft and flat, but there are disturbing structures with large light contrasts and conspicuous highlights. Then it tends to form bubbles and visible swirls. The clear outlining is particularly eye-catching.

 

The following series shows the evolution of background blur when stopping down.
The focus was on the screw on the right in the picture, the distance to it was about one meter.

The aperture values are f2.8 - f4 - f5.6 - f8 - f11:

 

 

Bei Offenblende noch nervös und vom Outlining bestimmt, wird und bleibt die Hintergrundunschärfe über alle anderen  Blendenstufen  ab f4 weicher und "cremig".

 

Mit dem Helicoid-Adapter kommt man natürlich deutlich näher ans Motiv als die normalen 90cm der Naheinstellgrenze - man kann wie die folgenden Bilder zeigen fast in den Makro-Bereich vorstoßen.

Das zweite Bild zeigt die kürzeste Distanz zum Motiv mit dem zusätzlichen Auszug.

Auffällig ist, neben der ordentlichen Schärfe bei Offenblende auf solch extrem kurze Distanzen,

das sehr malerische Bokeh: betrachtet mal genauer die Ränder der Blütenblätter und wie wenig sie getrennt werden zum Hintergrund - das fließt ineinander wie Aquarellfarben....

 

 

When the aperture is fully open the rendering is still nervous and determined by the outlining, the background blur becomes and remains softer and "creamy" across all other aperture levels from f4 onwards.

 

With the helicoid adapter you can of course get much closer to the subject than the normal 90cm close focus limit - you can almost reach the macro range, as the following pictures show.

The second image shows the shortest distance to the subject with the additional extension.

What's striking is, in addition to the decent sharpness at such extremely short distances when the aperture is open, the very painterly bokeh: take a closer look at the edges of the petals and how little they are separated from the background - it flows into each other like watercolor paints....

 

 

Hier zeige ich euch im Nahbereich zweimal das gleiche Motiv, jeweis zum Veranschaulichen des Hintergrund- und Vordergrundrenderings:

 

Here I show you the same subject twice in close-up, each to illustrate the background and foreground rendering:

 

 

Als nächstes habe ich zwei Fokuspaare im Nahbereich vorbereitet vom gleichen Kamerastandpunkt aus. Das Bokeh bleibt auf diese kurzen Distanzen immer schön weich, aber es gibt auch hier Spuren des oben angesprochenen Outlinings:

 

Next, I prepared two close-up focus pairs from the same camera position. The bokeh always remains nice and soft at these short distances, but there are also traces of the outlining mentioned above:

 

 

Besonders auffällig im Bokeh sind die nach außen geöffneten Highlight-Kreise, die die Spitzlichter umranden. Sie bleiben aber bis in die Ecken gleichmäßig elliptisch geformt:

 

Particularly noticeable in the bokeh are the highlight circles that are open to the outside and surround the highlights. However, they remain uniformly elliptical right down to the corners:

 

 

Insgesamt kann man die Unschärfedarstellung als "Charakterbokeh" beschreiben.

Mit den in der Unschärfe verbleibenden Reststrukturen hat es einen hohen Wiedererkennungsfaktor,

für Fans des extrem glatten und flächigen Bokehs ist es aber eher nicht die richtige Wahl.

 

 

Overall, the blur display can be described as “character bokeh”.

With the residual structures remaining in the blur, it has a high recognition factor,

However, it is probably not the right choice for fans of extremely smooth and flat bokeh.

 

Bildserie: Goldener Herbst / Picture Series: Golden fall

An einem wirklich goldenen Herbstmorgen habe ich das Eurygon auf einem Spaziergang auf Herz und Nieren geprüft und auch im Gegenlicht "ohne Rücksicht auf Verluste" eingesetzt.

Mit seinem sehr eigenständigen Rendering im Nahbereich gefällt mir das Objektiv sehr gut, und die Eckschärfe-Schwäche fällt bei den abgeblendeten Landschaftsbildern gar nicht wirklich auf.

 

On a really golden autumn morning, I put the Eurygon through its paces on a walk and also used it in the backlight "without regard to losses".

I really like the lens with its very independent rendering at close range, and the weakness in corner sharpness isn't really noticeable in the stopped down landscape images.

 

Verzeichnung / Distortion

Die Verzeichnung des Retina-Eurygons ist nur relativ schwach ausgeprägt,

aber leider nicht uniform.

Über weite Teile des Bildes ist sie leicht tonnenförmig - zu den Ecken gibt es aber einen sichtbaren  "Schnurrbart".

 

The distortion of the retinal eurygone is only relatively weak,

but unfortunately not uniform.

It is slightly barrel-shaped over large parts of the image - but there is a visible "moustache" towards the corners.

 

Bildserie: Blieskastel im Herbst / Picture Series: Autumn in Blieskastel

Auf der "Kaschdler Runde" in Blieskastel haben wir wettermäßig an einem Nachmittag alles erlebt. Von Sonnenschein bis bedrohlichen, dunklen Wolken war alles dabei.

Auch hier hat sich das Eurygon als sehr flexibler, für seine frühe Entstehungszeit auch heute noch sehr leistungsstarker Partner erwiesen. Ich mag die weniger harten Kontraste und bessere Durchzeichnung der Tiefen als bei modernen Objektive sehr gerne.

 

-Bitte die auffälligen Sensorflecken ignorieren-

 

On the "Kaschdler Runde" in Blieskastel we experienced everything weather-wise in one afternoon. From sunshine to threatening, dark clouds, everything was there.

Here too, the Eurygon has proven to be a very flexible partner, and one that is still very powerful for its early days. I really like the less harsh contrasts and better depth definition than with modern lenses.

 

-Please ignore the noticeable sensor spots-

 

People

Ich mag grundsätzlich längere Brennweiten ungefähr ab 50mm lieber für Personenaufnahmen.

Trotzdem habe ich auch mit dem Eurygon bei Offenblende einige Bilder auf den typischen Distanzen (Ganzkörper-, Halbkörper- und Kopf-und Schulter-Portrait) gemacht,

die das schöne Rendering des Objektives illustrieren.

Die Schärfe bei f2.8 ist auf diese Distanzen gut und für Portraits sehr gut nutzbar:

 

I generally prefer longer focal lengths from 50mm on for people shots.

Nevertheless, I also took some pictures at the typical distances (full body, half body and head and shoulder portraits) with the Eurygon with the aperture wide open.

which illustrate the beautiful rendering of the lens.

The sharpness at f2.8 is good at these distances and is very usable for portraits:

 

Farbfehler / Chromatic Aberrations

Im Kapitel Farbfehler bringt das Rodenstock Retina-Eurygon  30mm f2.8 eine gemischte Leistung.

 

Wie im Schärfe-Kapitel bereits angesprochen, sind in den Bildecken die lateralen chromatischen Aberrationen wirklich stark  und bedürfen einer besonderen Korrektur - das Häkchen setzen reicht leider nicht aus.

 

Etwas genauer lohnt sich die Betrachtung der longitudinalen chromatischen Aberrationen.

Hier das übliche Chrom-Ösen-Testbild mit Vergrößerungen von vor und hinter der Schärfeebene:

 

 

In the color error section, the Rodenstock Retina-Eurygon 30mm f2.8 delivers a mixed performance.

 

As already mentioned in the sharpness chapter, the lateral chromatic aberrations in the corners of the image are really strong and require special correction - unfortunately checking the box is not enough.

 

It is worth taking a closer look at the longitudinal chromatic aberrations.

Here is the usual chrome eyelet test image with enlargements of in front of and behind the focus plane:

 

Sowohl vor als auch hinter der Schärfeebene finden sich leichte magentafarbene bzw. grüne Farbsäume.

Die magentafarbenen Säume sind jedoch nicht sonderlich stark ausgeprägt und nur in starken Vergrößerungen wirklich zu sehen.

Etwas anders stellt sich die Situation bei den grünen Farbsäumen hinter der Schärfeebene dar. Diese sind auch in "Real-World"- Bildern manchmal durchaus sichtbar, vor allem am Rand von Bokeh-Highlights.

 

Insgesamt ist die Korrektur auf longitudinale chromatische Aberrationen aber recht gut gelungen,

diese sind sehr selten ein Problem.

 

 

There is slight magenta or green color fringing both in front of and behind the focus plane.

However, the magenta colored edges are not particularly pronounced and can only really be seen at high magnifications.

The situation is somewhat different with the green color fringes behind the focus plane. These are sometimes quite visible, especially at the edge of bokeh highlights.

 

Overall, the correction for longitudinal chromatic aberrations was quite successful,

these are very rarely a problem.

 

Bildserie: "Winter" am See / Picture series: "Winter" lakeside

Die Wintermonate hier in unserer Region sehen meist gleich aus - trübe und nass.

Trotzdem kann man auch unter diesen Umständen sehr stimmungsvolle Bilder erhalten,

und das Eurygon hilft hierbei mit seiner Lichtstärke und guten Durchzeichnung.

Hier seht ihr die Bildergebnisse einer kleinen Runde um den See im Nachbarort.

 

The winter months here in our region usually look the same - cloudy and wet.

Nevertheless, even under these circumstances you can get very atmospheric images,

and the Eurygon helps with its light intensity and good definition.

Here you can see the image results of a short walk around the lake in the neighboring village.

 

Verhalten im Gegenlicht / Flares and Ghosts

Die Konstruktion des Rodenstock Retina-Eurygon ist mittlerweile fast 70 Jahre alt.

Mit seiner einfachen Vergütung kann das Objektiv im Gegenlicht natürlich nicht mit modernen Optiken mithalten. 

Nach heutigen Gesichtspunkten ist es sehr gegenlichtanfällig und Flares sind leicht zu bekommen.

 

Bei Offenblende hängt es sehr vom Verdeckungsgrad der Sonne ab, wie groß der Kontrastverlust ausfällt:

 

The design of the Rodenstock Retina-Eurygon is now almost 70 years old.

With its simple coating, the lens obviously cannot keep up with modern optics when viewed against the light. 

By today's standards it is very sensitive to backlighting and flares are easy to get.

 

When the aperture is open, the extent to which the contrast is lost depends very much on the degree of covering of the sun:

 

 

Abgeblendet auf f11 erhält man einen (leider nicht schön definierten) Blendenstern.

Je nach Position der Sonne im Bildfeld gibt es dann starke Flares und Sensorreflektionen:

 

Stopped down to f11 you get an aperture star (unfortunately not well defined).

Depending on the position of the sun in the image field, there are strong flares and sensor reflections:

 

 

Diesen Blendenstern kann man durchaus nutzen, zumal der Kontrastverlust meist im Rahmen bleibt und in der Raw-Entwicklung wieder ausgeglichen werden kann.

 

Die verbleibenden Flare-Artefakte im Bild sind meist relativ klein.

Auch kann man sie mit minimalem Umkomponieren meist deutlich abschächen, wie das zweite Bildpaar zeigt:

 

 

This aperture star can definitely be used, especially since the loss of contrast usually remains within limits and can be compensated for in raw development.

 

The remaining flare artifacts in the image are usually relatively small.

You can also usually reduce them significantly with minimal recomposition, as the second pair of images shows:

 

 

Wie oben bereits angesprochen, muss man auf den stand der Sonne im Bildfeld genau achten, denn es gibt auch Punkte, wo die Flares und Blobs extrem werden und das Bild definitiv stark beeinträchtigt wird:

 

As already mentioned above, you have to pay close attention to the position of the sun in the image field, because there are also points where the flares and blobs become extreme and the image is definitely severely affected:

 

 

Meist jedoch kann man diese Klippen gut umschiffen und das Eurygon hat sich wirklich nicht als "Vampirlinse" erwiesen. Es ist mit Einschränkungen wie beschrieben durchaus gegenlichttauglich.

 

Most of the time, however, these cliffs can be avoided easily and the Eurygon has really not proven to be a "vampire lens". With limitations as described, it is definitely suitable for backlight situations.

Bildserie: Der Weg / Picture Series: The way

Ein trüber, eisiger Januarnachmittag führte mich zu meinem "Lieblingsweg" - 

ich mag diese kurze, extrem hügelige Wegstrecke enorm gerne und finde sie sehr fotogen.  

Das Eurygon macht das Illustrieren der Weite der Landschaft wirklich leicht in meinen Augen, und die Abbildung ist ganz nach meinem Geschmack.

Start-und Endpunkt war eine kleine Hütte, in der Ortsansässige eine schöne Weihnachts-Krippe aufgebaut hatten und auch festlich dekoriert haben.

 

A cloudy, icy January afternoon led me to my "favorite path" - 

I really like this short, extremely hilly route and find it very photogenic.  

The Eurygon makes illustrating the vastness of the landscape really easy in my opinion, and the rendering is completely to my liking.

The start and end point was a small hut in which locals had set up a beautiful Christmas nativity scene and decorated it festively.

 

Mein Fazit / Conclusion

Das Rodenstock Retina Eurygon 30mm f2.8 gehört zur ersten Generation der Retrofokus-Objektiv-Konstruktionen, bei der viele andere namhafte Hersteller noch größere Schwierigkeiten mit dem Design solcher Optiken hatten. Und man schaffte es bei Rodenstock, die Brennweite von den damals üblichen 35mm auf 30mm zu erweitern bei für damaligen Verhältnissen hoher Lichtstärke. Eine Brennweite von 30mm mit f2.8, das war sensationell für 1956!

Natürlich mussten zum Erreichen dieser Eckdaten in der Konstruktion irgendwo Kompromisse gemacht werden.

 

Ich fasse die objektiv messbaren Ergebnisse nochmal zusammen:

Gute Schärfe im erweiterten Bildzentrum ab Offenblende, ab f4 sehr gut - und dies auf alle Fokusdistanzen.

Randscharf ist es leider erst bei f11, und bei diesem Blendenwert hat man auch sehr gute Schärfe bist fast in die Bildecken  - leider verbleiben die äußersten circa 500 Pixel in den Ecken blendenwertunabhängig schwach.

Die Vignette ist bei f2.8 stark, bei f4 sehr deutlich verbessert und bei f5.6 verschwunden.

Die Verzeichnung ist relativ gering für ein 30mm-Objektiv, leider mit leichtem Schnurrbart.

Longitudinale chromatische Aberrationen sind kaum ein Problem, die lateralen CAs sind deutlich.

Es ist erwartungsgemäß für ein über 60 Jahre altes Objektiv gegenlichtempfindlich.

 

Für mich gehört zur Bewertung aber auch mein subjektives "Feeling" mit dem Objektiv.

Ich fotografiere gerne mit dem Eurygon.

Sein etwas gewöhnungsbedürftiges Rendering spricht mich an - 

das Bokeh ist "klassisch" mit all seinen Stärken und Schwächen.

Abgeblendet auf f11 bei Landschaftsaufnahmen ist das Objektiv  scharf bis auf die extremen Ecken, und es hat "natürliche Kontraste", die nicht so beißend ausfallen wie bei manchen modernen Objektiven. Dazu gehört auch eine sehr gute Durchzeichnung der Schattenbereiche in den Bildern.

 

Ich genieße es meist sehr, mit dem Rodenstock Retina-Eurygon  zu fotografieren.

Es ist ein echtes Sammlerstück und die Leistungsfähigkeit ist in meinen Augen größer, als das frühe Baujahr vermuten lassen würde - mit den vorgegebenen Kompromissen muss man sich natürlich arrangieren.

 

Ich freue mich auf eure Meinungen und Anmerkungen zu Objektiv und Test im Kommentarbereich unterhalb der nun folgenden abschließenden Bildergalerie.

 

 

The Rodenstock Retina Eurygon 30mm f2.8 belongs to the first generation of retrofocus lens designs, where many other well-known manufacturers had even greater difficulties with the design of such optics. And Rodenstock managed to expand the focal length from the then usual 35mm to 30mm with a high light intensity for the time. A focal length of 30mm with f2.8, that was sensational for 1956!

Of course, in order to achieve these key data, compromises had to be made somewhere in the design.

 

I will summarize the objectively measurable results again:

Good sharpness in the extended image center from open aperture, very good from f4 - and this at all focus distances.

Unfortunately, the edges are only sharp at f11, and at this aperture value you also have very good sharpness almost in the corners of the image - unfortunately the outermost 500 pixels in the corners remain weak, regardless of the aperture value.

The vignette is strong at f2.8, very significantly improved at f4 and disappears at f5.6.

The distortion is relatively low for a 30mm lens, unfortunately with a slight mustache.

Longitudinal chromatic aberrations are hardly a problem, but the lateral CAs are pronounced.

It is backlight sensitive as expected for a lens that is over 60 years old.

 

For me, the evaluation also includes my subjective “feeling” with the lens.

I like taking photos with the Eurygon.

Its rendering, which takes some getting used to, appeals to me - 

the bokeh is "classic" with all its strengths and weaknesses.

Stopped down to f11 for landscape shots, the lens is sharp (only the extreme corners are lacking), and it has "natural contrast" that isn't as harsh as some modern lenses. This also includes very good tracing of the shadow areas in the images.

 

I usually really enjoy taking photos with the Rodenstock Retina-Eurygon.

It is a real collector's item and in my opinion the performance is better than the early year of manufacture would suggest - of course you have to come to terms with the given compromises.

 

I look forward to your opinions and comments about the lens and test in the comments section below the final picture gallery that follows.

 

 

Diese Tests von Objektiven mit vergleichbarer Brennweite könnten auch interessant sein:

 

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 Objektive für Kleinbild /Lenses for Fullframe:

 

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Carl Zeiss Jena Vario-Prakticar 35-70mm f2.7-3.5

- Konica Hexanon AR 35mm f2

Kowa SER 35mm f2.8

Mir-67 Shift 35mm f2.8

Olympus OM Zuiko Auto-Zoom 35-80mm f2.8

Pentax SMC 35-70mm f2.8-3.5

Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 35mm f2.8

 

 

  Objektive für APS-C /Lenses for APS-C-Sensor:

 

7Artisans 24mm f1.4

Kamlan 28mm f1.4

 

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