Meyer Optik Görlitz Telefogar 90mm f3.5

Deutsche Textversion / 

English Translation (sorry for errors, no native english speaker)

 

 

Das

 

Meyer Optik Görlitz Telefogar 90mm f3.5

 

ist das Portrait- und leichte Tele-Objektiv im Altix-Kamerasystem.

 

Dieses Objektiv erforderte von seinen Konstrukteuren aufgrund des Zentralverschlusses der Altix-Kameras einige Tricks und Kniffe. Eine übergroße Frontlinse wurde nötig, um eine übermäßige Vignettierung zu vermeiden.

Aber viel besser als ich das kann, erklären das Yves Strobelt und Marco Kröger auf ihrer Website "Zeissikonveb" hier: 

Telefogar 90mm f3.5 auf www.zeissikonveb.de

Schaut da mal rein, das lohnt sich.

 

 

 Einige technische Daten:

 

Blende: von f3.5 bis f22, 12 Blendenlamellen

Optisches System: 4 Linsen in 3 Gruppen (klassisches Sonnar-Design)

Naheinstellgrenze: 150cm

Filtergewinde: 49mm (wenn die serienmäßige, silberne Mini-Streulicht-Blende angeschraubt ist)

Länge: 58mm

Gewicht: 246g

Produktions-Zeitraum: 1957-1960

 

Und so sieht das schöne Objektiv aus:

 

 

The

 

Meyer Optik Görlitz Telefogar 90mm f3.5

 

is the portrait and lightweight telephoto lens in the Altix camera system .

 

This lens required some tricks and tricks from its designers due to the central shutter of the Altix cameras. An oversized front lens was necessary to avoid excessive vignetting.

But Yves Strobelt and Marco Kröger explain it much better than I can on their website “Zeissikonveb” here: 

Telefogar 90mm f3.5 on www.zeissikonveb.de

Take a look, it's worth it.

 

Some technical data:

 

Aperture: from f3.5 to f22, 12 aperture blades

Optical system: 4 lenses in 3 groups (classic Sonnar design)

Close focusing distance: 150cm

Filter thread: 49mm (when the standard silver mini hood cover is screwed on!)

Length: 58mm

Weight: 246g

Production period: 1957-1960

 

And this is what the beautiful lens looks like:

 

 

Mit ein Grund für die geringe Verbreitung des Objektives ist die Nicht-Verfügbarkeit von käuflichen Altix-Adaptern für moderne Kamerasysteme.

 

In der Realität stellt dies aber gar keine Hürde dar, denn man kann ohne Modifikationen am Objektiv selbst sehr einfach Anschlussmöglichkeiten schaffen.

 

Der einfachste Weg besteht darin, einen M42-Adapter, den es für quasi jedes Kamerasystem gibt,

minimal anzuschleifen und darin die Flügel des Altix-Bajonetts zu verklemmen. Das Auflagemaß ist bei dieser Lösung "perfekt", das Objektiv fokussiert minimal über unendlich hinaus. Mit Sekundenkleber leicht fixiert, hält diese Lösung bei mir schon seit Jahren und ist komplett reversibel.

 

Hier ein Blick von hinten in den Adapter, der die "Klemmlösung" zeigt:

 

 

One reason for the limited popularity of the lens is the unavailability of commercially available Altix adapters for modern camera systems.

 

In reality, however, this is not a hurdle at all, because you can easily create connection options without making any modifications to the lens itself .

 

The easiest way is to use an M42 adapter, which is available for almost every camera system.

to be sanded minimally and to jam the wings of the Altix bayonet in it. The flange focal distance is “perfect” with this solution; the lens focuses minimally beyond infinity. Easily fixed with superglue, this solution has lasted me for years and is completely reversible.

 

Here's a look from behind into the adapter, showing the "clamping solution":

 

 

Ich habe zur Adaption einen dünnen M42 auf Canon EF/EOS- Ring angefeilt.

 

Diesen schließe ich mittels eines Canon EF/EOS-Helicoid- (Macro focusing-) Adapters auf Sony E-Mount an die Testkameras Sony A7RIII/A7III an. Durch Ausdrehen dieses Helicoids kann man dann die sonst sehr lange Nah-Einstellgrenze des Objektivs (1,5m) deutlich verkürzen.

 

Die folgenden beiden Bilder zeigen den zusätzlichen Auszug des Adapters, der rechts neben dem Objektiv zu sehen ist:

 

For adaptation, I filed a thin M42 onto Canon EF/EOS ring.

 

I connect this to the Sony A7RIII/A7III test cameras using a Canon EF/EOS helicoid (macro focusing) adapter on  Sony E-mount. By unscrewing this helicoid you can significantly shorten the otherwise very long close-up distance of the lens (1.5m).

 

The following two images show the additional extract of the adapter, which can be seen to the right of the lens:

 

 

Und so sieht das schöne Objektiv fertig adaptiert aus:

 

And this is what the beautiful lens looks like when fully adapted:

 

 

Montiert an die Testkameras ergibt sich eine sehr stimmige, ausgewogene Kombination mit gutem Schwerpunkt.

Das Objektiv ist mit dem geriffelt abgesetzten Fokusring (der sich auch haptisch deutlich vom Blendenring unterscheidet) sehr gut zu bedienen. Die Fokussierung läuft gleichmäßig.

Mein Exemplar ist in einem für ein 65 Jahre altes Objektiv sehr guten Zustand. Das polierte Alu der Fassung hat ein paar Gebrauchsspuren, dafür ist der Linsensatz makellos.

 

Alle Bilder des Tests sind in LR angepasst.

 

 

Vorausschicken muss ich, dass ich leider bei vielen Bildern eine zu lange zusätzliche (Tele-) Gegenlichtblende von knapp 4cm Länge verwendet habe, die zu einer deutlich sichtbaren Vignettierung geführt hat.

Das Ergebnis sind die relativ hart abgedunkelten Ecken in vielen Bildern, deutlich sichtbar vor allem auf weitere Distanzen.

Dies ist ein Anwenderfehler, keine Eigenschaft des Objektives.

Ich habe im Nachhinein, nachdem ich das bemerkt hatte, ein Vergleichsbild mit und ohne zusätzliche Gegenlichtblende aufgenommen, das das Ausmaß deutlich zeigt:

 

 

Mounted on the test cameras, the result is a very harmonious, balanced combination with a good center of gravity.

The lens is very easy to use with the grooved focus ring (which also has a very different feel from the aperture ring). The focusing is smooth.

My copy is in very good condition for a 65 year old lens. The polished aluminum of the frame has a few signs of wear, but the lens set is flawless.

 

All images in the test are adjusted in LR.

 

 

I have to say in advance that I unfortunately used an additional (telephoto) lens hood of almost 4cm in length for many of the images, which led to clearly visible vignetting.

The result is the relatively hard darkened corners in many images, clearly visible especially at longer distances.

This is a user error, not a property of the lens.

After I noticed this, I took a comparison picture with and without an additional lens hood, which clearly shows the extent:

 

Bildschärfe / Sharpness

Ich habe eine Bildreihe zur Bewertung der Schärfe für euch angefertigt, bei der sowohl das Bildzentrum als auch die Bildecke in einer Schärfeebene liegen.

Fokuspunkt war die Unterkante des Daches des Hauses rechts der nach oben führenden Straße.

Das Haus in der rechten oberen Bildecke liegt auf der gleichen Höhe und somit in der gleichen Schärfeebene.

 

Die Blendenreihe zeigt die Werte f3.5 - f4 - f5.6 - f8 - f11

 

I have created a series of images for you to evaluate sharpness, in which both the center and the corner of the image are in the same sharpness plane.

The focal point was the lower edge of the roof of the house to the right of the street leading up.

The house in the top right corner of the picture is at the same height and therefore in the same plane of focus.

 

The aperture row shows the values f3.5 - f4 - f5.6 - f8 - f11

 

 

Die vom Objektiv verursachte Vignettierung ist bei Offenblende deutlich.

Bei f4  ist sie schon sichtbar gemildert,

aber erst bei f5.6 unkritisch.

 

(Die Aufnahmen sind ohne zusätzliche Gegenlichtblende entstanden!)

 

Als nächstes folgen 100%-Vergrößerungen aus der Bildmitte vom Fokuspunkt,

in der gleichen Reihenfolge wie oben:

 

The vignetting caused by the lens is clear when the aperture is wide open.

At f4 it is already visibly softened,

but uncritical only from f5.6 on.

 

(The photos were taken without an additional lens hood!)

 

Next are 100% enlargements from the center of the image from the focus point,

in the same order as above:

 

 

Bei f3.5 und f4 ist die Schärfe in der Bildmitte schon auf sehr gutem Niveau, die Kontraste sind noch leicht steigerungsfähig. Es gibt einen ganz zarten Glow aufgrund der sphärischen Aberration.

 

Bei f5.6 steigern sich die Schärfe  und Kontrast auf hervorragendes Niveau, der Glow verschwindet restlos.

f8 bleibt hierzu unverändert, und auch bei f11 ist noch keine Verringerung der Schärfe durch die Beugung wahrnehmbar.

 

 Auch aus der Bildecke oben rechts habe ich 100%-Vergrößerungen vorbereitet:

 

At f3.5 and f4, the sharpness in the center of the image is already at a very good level, and the contrast can still be improved slightly. There is a very subtle glow due to the spherical aberration.

 

At f5.6 the sharpness and contrast increase to an excellent level, the glow disappears completely.

f8 remains unchanged, and even at f11 there is no noticeable reduction in sharpness due to diffraction.

 

 I also prepared 100% enlargements from the top right corner of the image:

 

 

In der Bildecke sieht die Bewertung leider anders aus:

 

Bei f3.5 überlagern die Vignette und die sphärische Aberration noch total die Ecke, die Schärfe erreicht kein befriedigendes Niveau.

Bei f4 sind die Vignette sowie der Glow etwas gemildert. Die Schärfe verbessert sich minimal.

Bei f5.6 und f8 sind Schärfe und Kontrast in der äußersten Bildecke auf ordentlichem Niveau angekommen.

Erst bei f11 wird das Schärfemaximum in der Ecke erreicht mit knapp gutem Niveau.

 

Bei allen Vergrößerungen aus der Ecke sind sehr deutliche Spuren von lateralen chromatischen Aberrationen zu erkennen, z.B. an den Fensterrahmen und den Trägern des Wintergartens.

 

Zusammenfassend kann man sagen:

Bereits bei Offenblende f3.5 ist das Objektiv im erweiterten Bildzentrum sehr scharf, ab f5.6 hervorragend.

Randscharf ist es ab f5.6,

für scharfe Ecken muss man bis auf f11 abblenden.

 

 

Unfortunately, in the corner of the picture the rating looks different:

 

At f3.5 the vignette and spherical aberration still completely overwhelm the corner and the sharpness does not reach a satisfactory level.

At f4 the vignette and the glow are somewhat softened. The sharpness improves minimally.

At f5.6, and f8 sharpness and contrast in the outermost corners of the image are at a decent level.

Only at f11 is the maximum sharpness achieved in the corner, with a level that is just about good.

 

With all enlargements from the corner, very clear traces of lateral chromatic aberrations can be seen, for example on the window frames and the supports of the winter garden.

 

Summary, one can say:

Even at f3.5 the lens is very sharp in the extended image center, and excellent from f5.6 onwards.

It is sharp at the edges from f5.6,

For sharp corners you have to stop down to f11.

 

Portraits

Schon bei Offenblende ist das Telefogar richtig scharf auf allen Portraitdistanzen,

und das nicht nur in der Bildmitte, sondern auch auf weiter außen liegenden Punkten bis etwa zum äußeren Bildviertel.

Man kann sein Modell also problemlos fast überall im Bild positionieren.

 

Ich liebe es bei Portraits die Hintergründe einzubeziehen, und hier ist das Telefogar mit seiner (in meinen Augen) sehr schönen, aber markanten Unschärfezeichnung total in seinem Element.

Der Swirl hilft, das Auge des Betrachters aufs Motiv zu lenken, ohne bildbestimmend zu sein.

 

Even with the aperture open, the Telefogar is really sharp at all portrait distances,

and not just in the center of the picture, but also on points further out, up to about the outer quarter of the picture.

You can easily position your model almost anywhere in the image.

 

I love including the backgrounds in portraits, and here the Telefogar is totally in its element with its (in my opinion) very beautiful but striking blurring.

The swirl helps to draw the viewer's eye to the subject without dominating the image.

 

Verzeichnung / Distortion

Das Telefogar verzeichnet ganz leicht, kaum wahrnehmbar tonnenförmig.

Selbst bei kritischen Anwendungen sollte hier nur in den seltensten Fällen eine Korrektur nötig sein.

 

The Telefogar records very slightly, barely perceptibly barrel-shaped.

Even in critical applications, a correction should only be necessary in the rarest of cases.

 

Bildserie: Ein Meisterwerk der brutalistischen Architektur / Picture Series: A masterpiece of brutalistic Architecture

Der ehemalige Langwellensender Europe 1 in Felsberg-Berus ist ein Meisterwerk der brutalistischen Architektur. Es handelt sich hierbei weltweit um den ersten Großbau mit einem aus Beton gegossenen Dach, das auf vorgespannten Seilen hängt. Die Sendehalle beherbergt die technischen Einrichtungen des Senders, der seit 2019 aus wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet wurde.

Seit 2021 gehört die denkmalgeschützte "Kathedrale der Wellen" zu den "historischen Wahrzeichen der Ingenieursbaukunst in Deutschland".

 

The former long-wave transmitter Europe 1 in Felsberg-Berus is a masterpiece of brutalist architecture. This is the first large-scale building in the world with a cast concrete roof that hangs on pre-stressed cables. The broadcast hall houses the technical facilities of the station, which has been switched off for economic reasons since 2019.

Since 2021, the listed “Cathedral of Waves” has been one of the “historical landmarks of civil engineering in Germany”.

 

Rendering & Bokeh

Wenn es um das Hintergrundrendering geht, gibt es immer viele gegensätzliche Meinungen. 

Denn ob einem die Darstellung eines Objektives gefällt oder nicht, ist einfach Geschmackssache.

 

Der Eine möchte alles butterweich aufgelöst haben, der Andere mag es busy mit viel Outlining und Strukturen und/oder Swirl (und natürlich gibt es ganz viel zwischen diesen Extremen in der Mitte)...

 

Das Meyer Optik Görlitz Telefogar 90mm f3.5 ist ein Vertreter der Mitte.

Die Hintergründe werden meist schön weich und flächig aufgelöst, aber es neigt zur Bubble-Bildung und es gibt oft einen deutlichen Swirl.

Die folgende Reihe zeigt die Entwicklung der Hintergrundunschärfe beim Abblenden.
Der Fokus lag auf der Schraube rechts im Bild, Distanz zu dieser war etwa zwei Meter.

Die Blendenwerte sind  f3.5 - f4 - f5.6 - f8:

 

 

When it comes to background rendering, there are always many conflicting opinions. 

Because whether you like the way a lens looks or not is simply a matter of taste.

 

Some people want everything to be resolved as smooth as butter, others like it busy with a lot of outlining and structures and/or swirl (and of course there is a lot in the middle between these extremes)...

 

The Meyer Optik Görlitz Telefogar 90mm f3.5 is a representative of the middle.

The backgrounds are usually beautifully soft and flat, but bubbles tend to form and there is often a clear swirl.

The following series shows the evolution of background blur when stopping down.
The focus was on the screw on the right in the picture, the distance to it was about two meters.

The aperture values are f3.5 - f4 - f5.6 - f8:

 

 

Bereits bei Offenblende ist das Rendering sehr markant, es gibt auf diese Distanz nur wenig sichtbares Outlining, dafür eine deutliche Neigung zum Swirl. Der Übergang von Schärfe zu Unschärfe ist schön weich und fließend.

Dies bleibt in meinen Augen auch bei allen abgeblendeten Bildern der Fall, es nimmt nur die Schärfentiefe jeweils zu.

 

The rendering is already very striking at wide open aperture; there is little visible outlining at this distance, but there is a clear tendency towards swirl. The transition from sharpness to blur is nice and smooth.

In my opinion, this remains the case with all dimmed images, it's just that the depth of field increases.

 

Rendering auf kurze und mittlere Distanz / Short and medium distance rendering

Um die Bewertung kurz und sehr subjektiv zu machen: Ich liebe es...

Auf kurze und mittlere Distanzen ist das Telefogar ab Offenblende scharf genug und das Bokeh wunderbar weich, aber mit einem hohen Wiedererkennungswert wegen der (manchmal deutlich) begrenzten Katzenaugen.

In Szenen mit vielen Hintergrundhighlights ist das Rendering sehr markant und alles andere als neutral. 

 

To make the review short and very subjective: I love it...

At short and medium distances, the Telefogar is sharp enough from open aperture and the bokeh is wonderfully soft, but with a high recognition value due to the (sometimes clearly) limited cat's eyes.

In scenes with a lot of background highlights, the rendering is very distinctive and anything but neutral. 

 

 

Um die Besonderheiten des Renderings etwas zu verdeutlichen,

habe ich von einigen Szenen Bildreihen mit leicht unterschiedlichen Distanzen oder Bildwinkeln aufgenommen, die ich gerne vergleichend zeigen möchte und die für sich selbst sprechen:

 

To clarify the specialities of the rendering,

I took series of pictures of some scenes with slightly different distances or angles, which I would like to show in comparison and which speak for themselves:

 

Rendering auf  weitere Distanz / Rendering at long(er) distance

Auf weitere Distanzen wird bei Offenblende vor allem deutlich, 

dass das Objektiv nur im Bildzentrum scharf ist.

Es bildet sich ein sichtbares Schärfe-Oval im Bild, und zu den Ecken hin ist die Unschärfe und sind die Farbfehler unübersehbar.

 

At further distances, when the aperture is open, it becomes particularly clear that 

that the lens is only sharp in the center of the image.

A visible sharpness oval forms in the image, and towards the corners the blur and the color errors are unmistakable.

 

 

Auch bei f5.6 verbleiben die Ecken sichtbar unscharf:

 

Even at f5.6 the corners remain visibly blurred:

 

Bildserie: Ein sonniger Nachmittag auf der "Schornwald-Runde" / Picture Series: A sunny afternoon at "Schornwald-Trail"

Ein sonniger Nachmittag im Spätsommer, ideal für etwas "Wald-Baden".

Für solche Waldszenen ist ein leichtes Tele-Objektiv mit seiner Kompression natürlich wie geschaffen.

Wenn es dann noch ein solch markantes Rendering wie das Telefogar hat, umso mehr.

 

A sunny afternoon in late summer, ideal for some “forest swimming”.

A light telephoto lens with its compression is of course perfect for such forest scenes.

If it then has such a striking rendering as the Telefogar, even more so.

 

Farbfehler / Chromatic Aberrations

Wie ja bereits bei den Bildreihen zur Schärfebeurteilung gezeigt, gibt es in den Randbereichen sehr deutliche laterale chromatische Aberrationen, die sich auch in der Bildbearbeitung per 1-Click-Lösung nur schwer komplett entfernen lassen.

 

Etwas komplizierter ist die Betrachtung der longitudinalen chromatischen Aberrationen.

 

Hier das übliche Chromösenbild mit den jeweiligen Vergrößerungen von vor und hinter der Schärfeebene:

 

As already shown in the series of images for sharpness assessment, there are very clear lateral chromatic aberrations in the edge areas, which are difficult to completely remove, even in image processing using a 1-click solution.

 

Looking at longitudinal chromatic aberrations is a little more complicated.

 

Here is the usual chrome ooze image with the respective enlargements from in front of and behind the focal plane:

 

 

Man findet vor der Schärfeebene sichtbares magentafarbenes und hinter der Schärfeebene noch deutlicheres grünes Bokeh-Fringing.

 

In "Real-World"-Bildern ist oft grünes Bokeh-Fringing zu sehen, meist in Kombination mit den lateralen chromatischen Aberrationen zu den Bildecken hin:

 

You will find magenta-colored bokeh fringing visible in front of the focus plane and even more noticeable green bokeh fringing behind the focus plane.

 

Green bokeh fringing can often be seen in "real-world" images, usually in combination with the lateral chromatic aberrations towards the corners of the image:

 

 

Auch Purple-Fringing kann durchaus ein Thema sein, das bereits in den Gesamtbildern sichtbar ist:

Bildserie / Picture Series: "Heavy Metal"

Wie heißt es so schön: "Was gerade so rumliegt, muss fotografiert werden" - 

und es gibt bestimmt schlechtere Motive als so ein schönes handgebautes Horn der Firma Gebr. Alexander....

 

As the saying goes: “Whatever is lying around needs to be photographed” - 

and there are certainly worse motives than such a beautiful, hand-made french horn from Gebr. Alexander....

 

Verhalten im Gegenlicht / Flares

Das Meyer Optik Görlitz Telefogar 90mm f3.5 ist ein sehr gegenlichtempfindliches Objektiv.

Immerhin stammt seine Konstruktion aus den 1950er-Jahren, was bei sämtlichen das Gegenlichtverhalten beeinflussenden Konstruktionsmerkmalen wie Vergütung oder Schwärzungen im Tubus etc. deutlich wird.

Negativ aufgefallen ist mir vor allem ein deutlicher Kontrasteinbruch und diffuses Flare-Verhalten bei tiefstehender Sonne direkt außerhalb des Bildfeldes.

Hier kann man sich auch mit Umkomponieren kaum behelfen:

 

The Meyer Optik Görlitz Telefogar 90mm f3.5 is a very backlight-sensitive lens.

After all, its design dates back to the 1950s, which is clear from all the design features that influence backlight behavior, such as coating or blackening in the tube, etc.

What I particularly noticed negatively was a significant drop in contrast and diffuse flare behavior when the sun was low directly outside the image field.

Here you can hardly help yourself with recomposing:

 

 

Charme hat das in meinen Augen trotzdem...

 

Auch mit der Sonne im Bild kommt es auf die Position dieser im Bild und natürlich auf den Verdeckungsgrad an:

 

It still has charm in my opinion...

 

Even with the sun in the picture, the position of the sun in the picture and of course the degree of obscuration are important:

 

 

Man muss also im Gegenlicht stets sehr genau beobachten, was passiert.

Man kann von Aufnahmen "mit Charme" bis Vollkatastrophe alles bekommen und nur zu einem gewissen Grad beeinflussen.

 

So you always have to pay close attention to what is happening in the backlight.

You can get everything from "charming" recordings to complete disasters and only influence them to a certain extent.

 

Mein Fazit / Conclusion

Wie bewertet man die Leistung einer 65 Jahre alten Objektiv-Konstruktion seriös?

Genau diese Frage habe ich mir in diesem Fall gestellt. 

Denn den objektiven Wertungskriterien steht hier eine sich von diesen deutlich unterscheidende subjektive Wahrnehmung entgegen.

 

Aber ich fasse zuerst mal das zusammen, was "messbar" ist:

Die Bildschärfe ist im Zentrum ab Offenblende sehr gut, ab f5.6 ausgezeichnet.

Randscharf ist das Objektiv ab f5.6, in den Bildecken wird erst bei f11 ein knapp gutes Niveau erreicht.

Die Vignette ist bei Offenblende deutlich und erst ab f5.6 unkritisch.

Die Verzeichnung ist minimal tonnenförmig und sollte kein Problem darstellen.

Farbfehler sind durchaus ein Thema. Die longitudinalen chromatischen Aberrationen sind auf einem normalen Level für Portrait-Objektive und äußern sich vor allem in Form von grünem Bokeh-Fringing. Purple Fringing kann es bei Hochkontrast-Szenen auch geben, muss aber eher provoziert werden.

Kritischer sind bei diesem Objektiv die lateralen chromatischen Aberrationen, die zu den Rändern und Ecken hin sehr deutlich zum Tragen kommen und einen starken Einfluß vor allem bei der Unschärfe-Darstellung haben.

Im Gegenlicht ist das Objektiv 1950er-Jahre-typisch schwach und muss sehr kontrolliert eingesetzt werden.

 

Dieser objektiv sehr langen Negativ-Liste steht das in meinen Augen wunderschöne Rendering entgegen, das ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal ist.

Trotz der "schwachen" Lichtstärke von nur f3.5 werden Hintergründe wunderbar gemalt ohne dominant zu sein und das Motiv zu schwächen. 

Für Portraits ist dies wirklich eines meiner allerliebsten Objektive - und die Konkurrenz in dieser Brennweitenklasse ist durchaus stark bei mir.

Auch das Nahbereichs-Rendering ist in meinen Augen etwas besonderes und lädt zum Experimentieren ein.

Meine subjektive Kurz-Wertung ist also: eines meiner Lieblings-Objektive trotz all seiner vorhandenen Schwächen. Ein Objektiv mit viel Charme (und sieht es nicht wunderschön aus mit seiner glänzenden Alu-Fassung?  Das nimmt man gerne in die Hand!) und Klasse!

 

Wie immer freue ich mich auf eure Meinungen und Anmerkungen zu Objektiv und Test im Kommentarfeld!

 

 

How do you seriously evaluate the performance of a 65-year-old lens design?

This is exactly the question I asked myself in this case. 

The objective evaluation criteria are contradicted by a subjective perception that differs significantly from them.

 

But let me first summarize what is “measurable”:

The image sharpness is very good in the center from open aperture and excellent from f5.6.

The lens is sharp at the edges from f5.6 onwards; in the corners of the image, a level of just about good quality is only achieved at f11.

The vignette is clear when the aperture is open and is only uncritical from f5.6 onwards.

The distortion is minimally barrel-shaped and shouldn't be a problem.

Color errors are certainly an issue. The longitudinal chromatic aberrations are at a normal level for portrait lenses and manifest themselves primarily in the form of green bokeh fringing. Purple fringing can also occur in high-contrast scenes, but it has to be provoked.

More critical with this lens are the lateral chromatic aberrations, which are very noticeable towards the edges and corners and have a strong influence, especially when it comes to blurring.

In the backlight, the lens is typically weak like all 1950s lenses and must be used with great control.

 

This objectively very long list of negatives is offset by, in my opinion, the beautiful rendering, which is a truly unique selling point.

Despite the "weak" light intensity of only f3.5, backgrounds are painted wonderfully without being dominant and weakening the subject. 

This is truly one of my favorite lenses for portraits - and the competition in this focal length class is definitely strong in my lens collection.

The close-range rendering is also something special in my opinion and invites you to experiment.

So my subjective short rating is: one of my favorite lenses despite all of its weaknesses. A lens with a lot of charm (and doesn't it look beautiful with its shiny aluminum mount? You'll be happy to hold it in your hand!) and class!

 

As always, I look forward to your opinions and comments about the lens and test in the comment field!

 

 

 

Diese Tests von Objektiven mit vergleichbarer Brennweite könnten auch interessant sein:

 

These tests of lenses with comparable focal length might also be interesting:

 

Carl Zeiss Dynarex 90mm f3.4

Carl Zeiss Jena Prakticar 80mm f1.8

- Konica Hexanon AR 100mm f2.8

Kowa SER 100mm f3.5

Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 100mm f2.8

Vivitar 100-200mm f4 Close Focusing Zoom

Kommentar schreiben

Kommentare: 7
  • #1

    Stefan Cemicky (Samstag, 04 November 2023 12:13)

    Wunderbare Vorstellung, herzlichen Dank!

  • #2

    Jürgen Koch (Sonntag, 05 November 2023 08:35)

    Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung dieses tollen Objektives.
    Ich habe mal eine "wesentlich einfachere" Gegenüberstellung mit einem Olympus Zuiko 2,8/100 angefertigt, nach meinem Verständnis spielen beide in einer gleichen Liga!
    Dennoch "liebe" ich es mehr als das Zuiko.
    Gruß Jürgen

  • #3

    Nikolaus Burgard, Autor (Sonntag, 05 November 2023 10:12)

    Vielen Dank, Stefan!

  • #4

    Nikolaus Burgard, Autor (Sonntag, 05 November 2023 10:14)

    Sehr gerne, Jürgen.
    Das Rendering des Telefogar ist etwas markanter, weniger neutral als das des Zuiko. Technisch ist das Olympus aber eindeutig das "bessere" Objektiv.
    Aber mir geht es wie dir - das Telefogar benutze ich lieber!

  • #5

    Sven (Montag, 18 März 2024 21:27)

    Hi Nikolaus,

    Sehr sehr ausführlich und informativ!

    Vieles ist mir bekannt.

    Es gibt zwei Sachen, die mir beim Telefogar aufgefallen sind:

    1. Die süsse Sonnenblende. Klar, besser als nix, aber warum (bei Meyer) immer zu kurz? �

    2. Es gibt bei Meyer außer dem 75er Primoplan und den beiden Primotaren 80/85mm keine klassische Porträtbrennweite. Alle gerade genannten Kandidaten waren aber begrenzt verfügbar!

    Und das Telefogar ist für die DSLR aufgrund der Schnittweite nicht ganz optimal, wenn auch machbar.

    Zusatz: Mein Telefogar hat den Weg zu mir mit Exakta Anschluss gefunden. Klaro, nachträglich - aber das Auflagemaß stimmt.

    VG Sven

  • #6

    Nikolaus Burgard (Autor) (Mittwoch, 27 März 2024 08:17)

    Hallo Sven,

    zu 1.: Ja die süße Mini-Geli ist ihren Namen eigentlich nicht wert....

    zu 2.: Es gab ja noch das Orestor 100mm f2.8, das ja durchaus auch zu den klassischen Portraitobjektiven zählt. Für einen Test des Primoplan 75mm f1.9 sammele ich gerade Bildmaterial....
    Die Primotare hatte ich noch nie an der Kamera, diese wären mit Sicherheit auch mal interessant!


  • #7

    Sven (Mittwoch, 27 März 2024 20:46)

    Das Orestor und Konsorten zähle ich nicht zu den klassischen Porträtbrennweiten, da könnten wir Trioplan 100 auch mit zählen...

    Ich meine schon den Bereich wie genannt um 75-90mm.

    VG Sven